„Es bringt uns gar nichts“

Die Futsaler der TSG 1846 Mainz haben ihr Heimspiel zum Rückrundenauftakt gegen den MCH Futsal Club Bielefeld mit 3:4 (1:1) verloren. Bundesliga-Debütant Francesco Teodonno ist an zwei Toren direkt beteiligt und sieht kurz vor Schluss die Rote Karte. 

Nach der sechsten Niederlage im neunten Bundesligaspiel wächst der Frust bei den Mainzer Futsalern. „Wir kriegen von den Gegnern immer Komplimente, aber es bringt uns gar nichts“, sagte Spielertrainer Christian Wölfelschneider einen Tag nach dem 3:4 gegen den MCH Futsal Club Bielefeld. „Wir müssen jetzt Punkte holen und das muss auch das klare Ziel für Sonntag sein“, richtet der 32-jährige bereits den Blick auf das Auswärtsspiel in Penzberg beim direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib.

Warum es ihnen gegen Bielefeld nun schon zum fünften Mal in den letzten sechs Spielen nicht gelungen ist, zu punkten, hat verschiedene Gründe. Dass sie den mit vier deutschen Nationalspielern stark aufgestellten Gästen unterlegen waren, ist keiner davon. „Ein Sieg war mehr als drin“, sagte Kapitän Timo Ernst. „Wir haben aber einfache Fehler gemacht, die spielentscheidend waren.“ So auch in der 18. Spielminute, als Ernst selbst mit einem Foul den Zehnmeter verschuldete, der zum 1:1-Ausgleich führte. 

Dummes Foul führt zum Ausgleich

Dem Vergehen vorausgegangen war ein Mainzer Eckball, den Jonathan Trost kurz auf Ernst ausführen wollte. Doch der Bielefelder Hakan Erdem war vor dem Mainzer Kapitän am Ball und wurde von jenem daraufhin gefoult. „Ich habe mich sehr darüber geärgert, weil es einfach dumm war“, zeigte sich Ernst hinterher selbstkritisch. „Es ist außerdem aus einer fehlenden Absprache entstanden, weil wir den Standard nicht angesagt haben.“ Es sind diese Unkonzentriertheiten, mit denen sich die TSG schon die gesamte Saison über selbst um Punkte bringt. Dass diesem sechsten Mainzer Mannschaftsfoul einige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter vorausgegangen waren, sei laut Ernst zwar ärgerlich, dürfe aber nicht als Ausrede gelten.

Die Mainzer Führung hatte nur eine Spielminute vor dem verwandelten Zehnmeter Francesco Teodonno erzielt. Der 24-jährige hatte mit einem beeindruckenden Dribbling selbst den Strafstoß herausgeholt, den er anschließend schussgewaltig im Tor unterbrachte. „Genau solche Aktionen erhoffen wir uns von ihm. Er bringt Qualitäten mit, die so kein anderer Pivot in unserem Team hat“, zeigte sich Christian Wölfelschneider zufrieden mit dem Bundesliga-Debütanten, der die gesamte Hinrunde verpasst hatte und zuletzt bei der Deutschen Meisterschaft im Juni 2021 ein Futsalspiel bestritt. Schon damals gehörte er zu den offensiv stärksten Spielern der Mainzer und auch gegen Bielefeld tat er dem Team, das die wenigsten Tore in der bisherigen Saison erzielt hat, sichtlich gut. 

Teodonno sieht Rot

Umso bitterer ist, dass er vermutlich die kommenden beiden Spiele gesperrt fehlen wird. Vier Minuten vor Spielende nämlich sah der physisch starke Pivot eine Rote Karte. „Eine krasse Fehlentscheidung“, ärgerte sich Timo Ernst. Nach einem langen Abwurf von Keeper Wölfelschneider versuchte Teodonno mit ausgestrecktem Bein an den Ball zu kommen, traf aber stattdessen den herauseilenden Torwart Nicolas Pacheco. Absicht kann man dem 24-jährigen in dieser Szene sicherlich nicht unterstellen, und so unglücklich die Szene aussieht, eine gelbe Karte hätte es wohl auch getan. Ganz so deutlich wie sein Kapitän äußerte sich Spielertrainer Wölfelschneider zwar nicht zu der Entscheidung, sagte aber: „Ob man beim Spielstand von 2:3 direkt die Rote Karte zeigen muss, weiß ich nicht.“

2:3 aus Mainzer Sicht stand es zu diesem Zeitpunkt, weil die Gastgeber zwei weitere unglückliche Gegentreffer kassiert hatten. In der 28. Spielminute nutzte Suad Ak die erste Bielefelder Überzahl, nachdem Jonathan Trost (zurecht) die Gelb-Rote Karte gesehen hatte und erzielte das 1:2. Ähnlich wie beim Eishockey muss beim Futsal eine Mannschaft nach Platzverweis zwei Minuten in Unterzahl agieren. Erzielt das Team in Überzahl jedoch einen Treffer, beendet dies automatisch das Powerplay. In Gleichzahl brauchte die TSG dann keine 60 Sekunden, um den Ausgleichstreffer zu erzielen. Lukas Manneck traf mit einem Fernschuss von knapp vor der Mittellinie zum 2:2 (29.). Nur zwei Spielminuten später lag die TSG aber schon wieder hinten. Am Ende eines guten Bielefelder Angriffs versuchte Marcus Nungesser vor dem einschussbereiten Oliver Bollwicht zu retten, lenkte den Ball jedoch ins eigene Tor.

Vorentscheidung in der 38. Minute

Nach der Roten Karte für Teodonno nutzte der MCH dann auch ihre zweite Überzahl zu einem Treffer. Besonders bitter: Eigentlich hatten es die Mainzer mit drei Feldspielern diesmal gut gemacht, der vorentscheidende Treffer zum 2:4 fiel erst zehn Sekunden vor Ablauf der zwei Minuten und durch einen abgefälschten Fernschuss des Bielefelder Spielertrainers Cleverson Pelc (38.). „Wir hatten es diesmal hervorragend verteidigt und dann kassierst du so ein Ding“, sagte Wölfelschneider. „Da kotzt du natürlich.“

In der Schlussphase der Partie sorgten die Mainzer dann dank eines Flying Keepers selbst nochmal für Überzahl und nutzten diese zum 3:4-Anschlusstreffer dreißig Sekunden vor Schluss. „Das Flying-Spiel war echt richtig gut“, lobte Wölfelschneider, der in dieser Phase von Timo Ernst ersetzt wurde, die druckvolle Phase zum Spielende. Kurz vor dem dritten Mainzer Treffer, den erneut Lukas Manneck erzielte, hätte Emil von Werthern eigentlich bereits treffen müssen, verfehlte allerdings aus kürzester Distanz das leere Tor. Es war nicht die einzige vergebene Großchance der TSG, für die weit mehr als nur drei Tore möglich gewesen wären. 

Kapitän ist optimistisch

„Wir haben größtenteils das Spiel gemacht“, freute sich Timo Ernst darüber, dass der Trainingsfokus auf den eigenen Ballbesitz im Winter offensichtlich Früchte trägt. „Wir haben riesige Schritte nach vorne gemacht und können sogar noch mutiger sein.“ Dementsprechend optimistisch blickt der Kapitän auf kommenden Sonntag, wenn die Mainzer in Penzberg antreten: „Wenn wir die positive Stimmung der letzten Wochen hochhalten können und die heutige Leistung ins Spiel gegen Penzberg mitnehmen, habe ich keine Bedenken, dass wir gewinnen werden.“

Weil ebenjener FC Penzberg am Samstag mit 4:7 gegen die Wakka Eagles verloren hat, steht die TSG jetzt zum ersten Mal auf dem neunten Tabellenplatz, der am Ende der Saison in die Relegation führen würde. „Das macht einem vielleicht noch ein bisschen mehr die Lage bewusst und unterstreicht die Dringlichkeit, punkten zu müssen“, sagt Wölfelschneider, der neben seinem großen Respekt vor der Penzberger Leistung in dieser Saison betont: „Wir müssen gewinnen.“ Das Hinspiel in Mainz endete 5:5. Aktuell stehen die Oberbayern zwei Punkte vor der TSG auf dem siebten Tabellenplatz.

BOX SCORE

TSG: Wölfelschneider, Manneck, Melament, Trost, Ernst, Peil, Ouassini, von Werthern, Leonhard, Tunc, Ishitsuka, Nungesser, Hook, Teodonno, 

MCH: Pacheco, Gecim, Aghnima, Ak, Bollwicht, Azizi, Sentürk, Pelc, Ars, Morina, Erdem

Tore: 1:0 Francesco Teodonno (17.), 1:1 Furkan Ars (18.), 1:2 Suad Ak (28.), 2:2 Lukas Manneck (29.) 2:3 Marcus Nungesser (ET, 31.) 2:4 Cleverson Pelc (38.) 3:4 Manneck (40.)

Bes. Vorkomnisse: Gelb-Rote Karte für Jonathan Trost (28.), Rote Karte für Francesco Teodonno (36.)

by David Kulessa

Alle Highlights zum Spiel gibts hier: