In sechs Heimspielen zum Klassenerhalt

Nach einer durchwachsenen Hinrunde starten die Mainzer Futsaler am Sonntag mit dem ersten von sechs Heimspielen in die zweite Hälfte der Bundesliga-Saison. Für eine bessere Punkteausbeute sollen dabei das verbesserte Offensivspiel sowie weniger Startschwierigkeiten sorgen.

Nach einer Niederlage zum Auftakt und einem darauffolgenden Unentschieden war es am dritten Spieltag so weit: Die Futsaler der TSG 1846 Mainz gewannen ihr erstes Bundesliga-Spiel. Nach dem 4:2-Erfolg in Düsseldorf grüßten die Mainzer vom vierten Tabellenplatz. Zwar trat Spielertrainer Christian Wölfelschneider schon damals auf die Bremse und betonte, dass man die Tabelle zu einem solchen Zeitpunkt nicht überbewerten dürfe. Doch dass auf den vielversprechenden Saisonstart gerade mal ein Punkt aus den verbleibenden fünf Spielen folgte, überraschte und enttäuschte trotzdem. In der Tabelle ist die TSG auf den achten Platz abgerutscht und steht nur noch einen Zähler vor den Wakka Eagles auf dem Relegationsplatz, der in die Playoffs mit den besten Regionalligisten führen würde. 

Wölfelschneiders Spieler-Kotrainer Marcus Nungesser zieht trotzdem insgesamt ein positives Fazit der Hinserie: „Trotz der recht dürftigen Punkteausbeute fühlt es sich sehr gut an. Das sportliche Niveau in der Liga ist super und selbst, wenn wir verloren haben, waren es einfach geile Spiele.“ Bezeichnend dafür sei das Spiel gegen Hohenstein – eines der Spitzenteams und Tabellenzweiter – am siebten Spieltag gewesen. Das verloren die Mainzer zwar mit 0:4, präsentierten sich aber trotz einiger Ausfälle über weite Strecken ebenbürtig und scheiterten bloß an der eigenen Abschlussschwäche. „Gemessen an den Spielern, die dort verfügbar waren und des Gegners war das hervorragend, was wir da abgeliefert haben“, findet Nungesser.

Nur gegen Weilimdorf chancenlos

Ohnehin gehört zur ganzen Wahrheit des schwachen Hinrunden-Abschlusses, dass die vier Niederlagen mit nur einem eigenen Treffer (dreimal 0:4) gegen die Teams waren, die die Winterpause auf den Tabellenplätzen eins bis vier verbrachten. Zudem war die TSG nur beim Auswärtsspiel und letzten Auftritt des Jahres gegen den Deutschen Meister aus Weilimdorf wirklich chancenlos. „Am Ende war einfach ein bisschen die Luft raus“, gibt Jonathan Trost zu. Der 26-jährige war in der Hinrunde einer der stärksten Mainzer und berichtet von sowohl körperlich als auch mental sehr kräfteraubenden drei Monaten. Insbesondere, dass sie in acht Spielen sechsmal auswärts ranmussten, sei hart gewesen. „Wir haben uns zum Schluss mehr durch die Spiele geschleppt, statt die positive Energie aus den ersten Wochen zu konservieren.“ 

Trost wurde für seine guten Leistungen in der Hinrunde mit einem Platz im erweiterten Kader der deutschen Nationalmannschaft belohnt. „Ich war nie rundum zufrieden mit meinen Leistungen, zu Beginn waren es dennoch insgesamt recht gute Auftritte. Aber auch mein Tank war zum Ende der Hinrunde einfach leer“, zieht er trotzdem ein eher negatives persönliches Fazit. „Meine Leistungen sind schwächer geworden und ich bin meinen eigenen Ansprüchen gerade in den letzten Spielen hinterhergelaufen.“ Im erweiterten Kader der Nationalmannschaft ist er trotzdem noch und formuliert dahingehend auch selbstbewusst: „Es ist auf jeden Fall ein Ziel für die Rückrunde, zu einem Lehrgang eingeladen zu werden.“

„Trainingsfokus auf das Spiel mit Ball“

Dass aus den sechs Auswärtsspielen in der Hinrunde nun in der Rückrunde sechs Heimspiele werden, sieht er angesichts der gemachten Erfahrungen positiv: „Klar ist auch bei einem Heimspiel ein gewisser organisatorischer Aufwand vorhanden, aber der ist sehr gering im Vergleich zu den Auswärtsspielen. Schon im eigenen Bett zu schlafen, ist etwas ganz anderes, als am Abend vor dem Spiel nach stundenlanger Busfahrt spät im Hotel anzukommen.“ Der Spielplan hat es aber im vergangenen Jahr nicht nur schlecht gemeint mit den Mainzern, die nämlich eine Woche länger spielfrei hatten als der Rest der Liga, weil das letzte Hinrunden-Spiel nach dem Berliner Lizenzentzug hinfällig wurde. „Wir haben direkt nach dem Spiel in Weilimdorf unseren Trainingsfokus auf das Spiel mit Ball gelegt“, berichtet Kotrainer Marcus Nungesser. Dort sehe das Trainerteam noch am meisten Luft nach oben – nur 15 eigene Treffer und damit die aktuell schwächste Offensive der Liga unterstreichen das. „Man merkt, dass es der Mannschaft extrem guttut, mal länger am Stück an einem gewissen Thema zu arbeiten.“ Diesen Eindruck bestätigt Spieler Jonathan Trost: „In den letzten Einheiten war ein richtig positiver Spirit zu spüren, die Intensität war wieder viel höher als zum Ende der Hinrunde. Ich bin deswegen sehr guter Dinge.“

Das gelte auch für die erste Partie im neuen Jahr: am kommenden Sonntag ist der MCH Futsal Club Bielefeld in Mainz zu Gast. Das Hinspiel im letzten September steht ein Stück weit symptomatisch für viele Hinrunden-Spiele. Die Mainzer verschliefen den Beginn komplett, mussten froh sein, dass es nach zehn Minuten nur 1:3 stand, zeigten anschließend aber eine deutliche Leistungssteigerung und verloren am Ende nur sehr unglücklich und wegen mangelnder Chancenverwertung mit 3:5. „Das gesamte Team ist sich der Startschwäche bewusst“, versichert Marcus Nungesser, dessen Teamkollege Jonathan Trost überzeugt ist: „Wir müssen im Training von Anfang 100 Prozent geben, damit sich das in die Spiele überträgt.“ Das Training im Winter stimme ihn aber auch dahingehend optimistisch.

„Mir ist das Hinspiel noch sehr präsent und vor allem, wie nah wir an einem Sieg waren“, sagt der Mainzer Leistungsträger, der sich angriffslustig gibt: „Das Hinspiel war dort und jetzt kommen sie zu uns in die Halle. Natürlich habe ich Respekt vor Bielefeld, aber ich bin schon überzeugt, dass das ein Spiel auf Augenhöhe wird.“ Auf die Unterstützung ihrer Fans muss das Team unterdessen verzichten, Omikron lässt auch bei den Futsalern aktuell keine Zuschauerinnen und Zuschauer zu.

INFO-BOX

Mit Sladenko Jankovic hat die Mainzer ein potenzieller Leistungsträger, mit Ryo Yanai ein Spieler für die Breite im Kader verlassen. Zudem fällt Stammspieler Kevin Frey die gesamte Rückrunde verletzt aus.

Bislang einziger Neuzugang ist Aziz Derrou. Der 35-jährige hat 2012 für die marokkanische Nationalmannschaft an der Futsal-WM teilgenommen und war zuletzt in der Hessenliga für den SC Eschborn aktiv. „Unser vielleicht größtes Manko in der Liga ist, dass wir wenig Erfahrung mitbringen und wir hoffen, dass Aziz uns mit seinem großen Erfahrungsschatz weiterhilft“, sagt Marcus Nungesser über den Defensivspieler. „Ich habe selbst schon gegen ihn gespielt und das ist echt ein geiler Zocker, der es jetzt einfach nochmal wissen will.“

„Ich habe die TSG im Blick, seitdem sie in der Hessenliga gespielt haben und war sofort begeistert von der Organisation und der Professionalität. Als ich erfahren habe, dass sie Bundesliga spielen, wollte ich unbedingt schon im Sommer einsteigen“, wird Derrou auf der Website des Vereins zitiert. „Deswegen habe ich mit Christian (Wölfelschneider; Anm. d. Red.) am Anfang der Saison gesprochen. Da war ich zwar etwas zu spät, aber Christian sagte mir, er meldet sich, sobald der Wechsel möglich ist, und das hat er jetzt im Winter getan.“