Ein Tattoo aus Verbundenheit

Endlich mal wieder Favorit: Vor dem Start in die Relegation glauben die Futsaler der TSG 1846 Mainz an ihre Chance im Kampf um den Klassenerhalt. Kevin Frey, seit Saisonbeginn zum Zuschauen gezwungen, hat seine Verletzungspause zu einem außergewöhnlichen Loyalitätsbeweis genutzt.

Es sei schrecklich gewesen, beschreibt Futsaler Kevin Frey das Gefühl, beinahe die gesamte Saison seiner Mannschaft auf der Tribüne verfolgt zu haben. „Nicht, weil wir immer schrecklich gespielt hätten“, betont Frey. „Aber in 22 Jahren Fußball musste ich noch nie so eine lange Pause machen.“ Jetzt, in seiner ersten Futsal-Saison, musste der im NLZ von Wehen Wiesbaden ausgebildete Kicker nach dem vierten Spieltag verletzungsbedingt aufgeben. 

Seine schwere Knieverletzung wird ihn auch in den kommenden Relegationsspielen außer Gefecht setzen. „Ich denke, dass ich in zwei Monaten wieder voll einsteigen kann“, sagt der 30-jährige und ergänzt hoffnungsfroh: „Dann kann ich die Vorbereitung auf die nächste Bundesligasaison voll mitmachen.“

Aus dem negativen Sog der Liga rauskommen

Damit sich Freys Hoffnung erfüllt und sich die TSG nach den vier kommenden Relegationsspielen (Spielplan: siehe unten) wirklich auf die zweite Bundesligasaison vorbereitet, „müssen wir aus dem negativen Sog der Liga rauskommen“, glaubt Kotrainer und Leistungsträger Marcus Nungesser. Die Rückrunde schloss die TSG ohne Punkt ab und landete dementsprechend abgeschlagen auf dem neunten Rang.

Dennoch haben sie den Gegnern in der Relegation – dem FC St. Pauli und dem Futsal Nova Club aus Karlsruhe – die Erfahrung eines Bundesligajahrs voraus. Kevin Frey, der sein Team am kommenden Samstag zum Auftakt nach Hamburg begleiten wird, sieht darin einen großen Vorteil: „Wir sind mal wieder der Favorit, das hatten wir schon ganz lange nicht mehr und das tut auch dem Selbstvertrauen einiger sichtlich gut.“ Gerade jetzt, in der letzten Trainingswoche bevor es ernst wird, sei auch wieder die Euphorie zu spüren gewesen, die das Team in den ersten Bundesligawochen umgeben hätte.

Enttäuschende Vorbereitung

Den guten Eindruck der Woche bestätigt zwar auch Kotrainer Marcus Nungesser, kritisiert aber gleichzeitig die vorherigen drei Wochen: „Nach dem Ende der regulären Saison schien es für einige sehr schwierig, mental dabei zu bleiben.“ Ausfälle durch Corona-Infektionen und kleinere Verletzungen dezimierten den Kader zusätzlich und ließen bei kaum jemanden eine regelmäßige Trainingsbeteiligung zu. „Eine gute Vorbereitung sieht anders aus“, versteckt Nungesser seine Enttäuschung darüber nicht. Mit Lukas Manneck und Aziz Derrou fehlen zudem neben Kevin Frey zwei weitere Leistungsträger in Hamburg.

Mit den kommenden Gegnern habe man sich zwar beschäftigt, so Nungesser, aber: „Es ist eigentlich scheißegal, was der Gegner macht. Es muss über uns gehen.“ Spielerisch fordert er: „Wir müssen technisch sauber bleiben, das Spieltempo hochhalten, die Räume clever besetzen und wenn wir dann nicht wieder 18-mal an den Pfosten oder knapp vorbeischießen, werden wir gewinnen.“

Frey hätte der Mannschaft gutgetan

Zwar ist es sicherlich vermessen, die gerade zum Ende hin sehr deutlichen Niederlagen in der Bundesliga einzig an der Chancenverwertung festzumachen, aber es lässt sich nur schwerlich leugnen, dass der TSG ein verlässlicher Torschütze gefehlt hat – bester Torschütze war Lukas Manneck mit fünf Treffern. „Sieben bis acht Tore hätte ich bestimmt hinbekommen“, glaubt Kevin Frey, der an den ersten beiden Spieltagen jeweils erfolgreich war. Unter anderem erzielte er beim Auftakt gegen MCH Bielefeld-Sennestadt den Premierentreffer der Mainzer Bundesligahistorie.

Auch sein Trainer glaubt, dass der schussgewaltige Ala dem Team sehr gutgetan hätte und das nicht nur wegen seines guten Abschlusses: „Er passt von seiner Statur und Fitness perfekt in diesen Sport“, sagt Nungesser über das 1.72 Meter große Kraftpaket. „Darüber hinaus ist er ein sehr verlässlicher Spieler, der im Training immer alles gibt und den Konkurrenzkampf verstärkt.“ 

„Ich werde nie wieder woanders Futsal spielen“

Unabhängig von der Ligazugehörigkeit wird Kevin Frey auch in der kommenden für die TSG Futsal spielen und versichert: „Ich werde nie wieder woanders Futsal spielen, denn hier spiele ich mit Leuten, die ich gernhabe und die mir alle so ans Herz gewachsen sind, dass ich mir das überhaupt nicht vorstellen kann.“ Und weil Frey ein Mann der Taten sowie ein Freund von Körperkunst ist, bewies er seine Loyalität gegenüber der TSG auf eindrucksvolle Weise. 

Im Januar ließ sich der 30-jährige das Logo der Mainzer Futsaler auf die Wade tätowieren. „Ich verbinde so viel mit der TSG“, erklärt Frey. „Das erste Bundesligaspiel, das erste Bundesligator. All die Sachen, die ich im Fußball nicht geschafft habe.“

INFOBOX

In der Relegation werden die Mainzer Futsaler auf den Meister der Regionalliga Nord FC St. Pauli und den Meister der Regionalliga Südwest Futsal Nova Club treffen. Wer nach Hin- und Rückrunde die Tabelle anführt, spielt in der kommenden Saison Bundesliga.

Spielplan:

FC St. Pauli – TSG 1846 Mainz: 16.04., 16:15 Uhr

Futsal Nova Club – TSG 1846 Mainz: 30.04, 18:30 Uhr

TSG 1846 Mainz – FC St. Pauli: 08.05., 15:00 Uhr

TSG 1846 Mainz – Futsal Nova Club: 22.05., 15:00 Uhr

by David Kulessa