Hohe Chancendichte vor toller Kulisse
Die TSG 1846 Mainz ist bei ihrem Heimspiel-Debüt in der Bundesliga nicht über ein 2:2 (0:2) gegen den FC Penzberg herausgekommen. Wie schon am ersten Spieltag steigerten die Mainzer sich im Verlauf des Spiels, waren nach Spielende aber dennoch enttäuscht über das Ergebnis.
Das Fernsehen war da, die Halle ausverkauft und auf der Tribüne saß der deutsche Nationaltrainer – die Rahmenbedingungen des ersten Bundesliga-Heimspiels waren nah am Optimum. Der sportliche Auftritt gegen den Futsal Club Penzberg hingegen ließ vor allem in der ersten Halbzeit noch eine Menge Verbesserungspotential erkennen. „Ich hatte gedacht, wir kommen aus der Kabine und legen los wie die Feuerwehr“, zeigte sich Spielertrainer Christian Wölfelschneider nach dem Spiel überrascht ob des erneut schwachen Starts in die Partie.
Schon am ersten Spieltag in Bielefeld war Mainz nicht gut ins Spiel gekommen und hatte früh mit 1:3 zurückgelegen. Ganz so torreich waren die ersten Minuten diesmal zwar nicht, aber erneut geriet die TSG verdient in Rückstand. Nach sechs Minuten fälschte Marcus Nungesser einen Fernschuss so unglücklich ab, dass er damit seinen eigenen Keeper und Spielertrainer-Kollegen Wölfelschneider im Tor überwand. Hinzu kam, dass der 31-jährige Kotrainer nach dem Kopftreffer den Rest der Hälfte auf der Bank verbrachte.
Enttäuschende Zweikampfführung
Zwar war die TSG bis dahin nicht chancenlos gewesen – Kevin Frey und Sladjenko Jankovic vergaben gute Chancen zur Mainzer Führung – doch insgesamt häuften sich in den ersten Minuten einfache Ballverluste. „Vielleicht hat die Atmosphäre den ein oder anderen eben doch sehr unter Druck gesetzt“, mutmaßte der Mainzer Coach, der konstatierte, dass „zu viele Spieler nicht das gezeigt haben, was uns eigentlich auszeichnet.“ Insbesondere das defensive Umschaltverhalten nach Ballverlust und damit einhergehend die Zweikampfführung seien enttäuschend gewesen.
Offensiv kam die TSG zwar immer wieder zu Chancen, zu wenige Schüsse allerdings wurden wirklich gefährlich für das Penzberger Tor. „Wir brauchen eine bessere Abschluss-Qualität“, findet Wölfelschneider. „Vor allem aber müssen wir den zweiten Pfosten besser besetzen.“ In der Tat hatten Hereingaben und Fernschüsse am langen Pfosten zu selten einen Abnehmer gefunden. Und wenn doch mal einer richtig stand, vergab er die Chance fahrlässig – so wie Emil von Werthern, der in der 17. Minute nach einer Mischung aus Schuss und Hereingabe von Fixo Lukas Manneck den Ball aus kürzester Distanz über das Tor setzte. Kurz zuvor hatte „Manni“ aus rund 15 Metern die Latte getroffen.
Pausenrückstand nicht unverdient
Die Penzberger, die der TSG vor drei Monaten bei der Deutschen Meisterschaft noch mit 2:6 unterlegen waren, gingen besser mit ihren Chancen um und erzielten 83 Sekunden vor Ende der ersten Hälfte das 0:2. Vorausgegangen war erneut ein Mainzer Ballverlust, den die Gäste nicht zum ersten Mal zu einem gefährlichen Konter nutzten. Diesen schloss Alen Patak sehenswert mit der Sohle ab. „Wir waren zu diesem Zeitpunkt keine zwei Tore schlechter“, betonte Wölfelschneider, der aber gleichzeitig nicht von einem unverdienten Pausenrückstand sprechen wollte.
In der zweiten Halbzeit dann stellte Mainz um, brachte mit Mathias Etteldorf einen physisch starken Spieler auf die Pivot-Position in der Spitze und ließ ihn anschließend mit Marcus Nungesser und Martin Rode – ebenfalls eher groß und schwer – rotieren. „Wir wollten viel Tiefe und Breite erzeugen“, erklärte der Coach. „Dafür brauchten wir vorne Spieler, die den Ball festmachen können.“ Der Plan ging auf. Die Penzberger hatten mit der Körperlichkeit sichtlich Probleme, wodurch die auf die Ala-Position gerückten Jonathan Trost und Timo Ernst zu mehr Eins gegen Eins Situationen kamen.
Manneck verkürzt
Dem Mainzer Druck entsprangen dann vermehrt Standardsituationen, eine davon führte in der 24. Minute zum Anschlusstreffer durch Lukas Manneck, der eine Ecke von Jonathan Trost im Rückraum entgegennahm, perfekt traf und durch die Beine von Christian Utmälleki im Penzberger Tor unterbrachte. Im Anschluss bekamen die 100 Zuschauerinnen und Zuschauer, mehr dürfen aktuell nicht in die Oberstadt-Halle, eine nochmal erhöhte (Groß-)Chancendichte geboten.
Zweimal war Christian Wölfelschneider bereits geschlagen, zweimal rettete einer seiner Vorderleute auf der Linie – erst Manneck (30.), dann Jankovic (32.). Zuvor, in der 28. Minute, sprang ein Schuss des Mainzer Kapitäns Timo Ernst von der Latte an den Pfosten. Und in der 34. Minute kopierten Trost und Manneck beinahe den Treffer zum 1:2. Einziger und leider entscheidender Unterschied: Diesmal traf Manneck mit seiner Direktabnahme nur den Pfosten. Zwischendrin durften sich beide Keeper einige Male auszeichnen, insgesamt druckvoller war aber eindeutig die TSG.
Lautstarke Unterstützung der Fans
„Das war so eine geile Stimmung und Atmosphäre in der Halle“, freute sich der Mainzer Spielertrainer über die auch in der Schlussphase lautstarke Unterstützung der Fans, die in der 37. Minute endlich den zweiten Treffer bejubeln durften. Kurz zuvor war Wölfelschneider zum ersten Mal aus seinem Kasten herausgekommen, um sich in die eigenen Angriffe mit einzuschalten. Was in Bielefeld noch zur Entscheidung zu Ungunsten der TSG geführt hatte, wurde diesmal mit dem Ausgleich belohnt. Durch die Überzahl hatte Kevin Frey auf der halblinken Position zu viel Platz und erzielte mit einem kraftvollen Distanzschuss das hochverdiente 2:2. Anschließend setzte Mainz alles auf Sieg, Wölfelschneider sorgte weiter für offensive Überzahl, eine gute Chance kam aber auf beiden Seiten nicht mehr zu Stande.
Nicht nur wegen des diesmal erfolgreichen Flying-Spiels war Wölfelschneider nach dem Spiel überzeugt: „Unsere Entwicklung geht in die richtige Richtung.“ Dazu gehöre auch, „gute Fehler“ zu machen, die man anschließend angehen und abstellen kann. Dazu haben die Mainzer in den kommenden Wochen mehr Zeit als das im Bundesliga-Alltag normalerweise der Fall ist. Denn wegen der bereits gestarteten Futsal-WM in Litauen wird die Bundesliga einen Monat lang pausieren, das nächste Spiel der Mainzer ist am 10. Oktober in Düsseldorf gegen die Fortuna.
„Der Wunsch nach zwei Spielen waren sechs Punkte, verdient wären vier und das Minimum eigentlich drei Punkte gewesen. Geworden ist es nur einer“, fasst Christian Wölfelschneider die suboptimale Lage nach der Punkteteilung gegen den Abstiegskandidaten aus Penzberg, der selbst schon vier Zähler auf dem Konto hat, zusammen. „Aber einen besonderen Druck spüre ich jetzt nicht. Es sind noch 16 Spiele zu spielen und ich bin fest davon überzeugt, dass wir in einigen davon überraschen werden.“
BOX SCORE
TSG: Wölfelschneider, Frey, Rode, Jankovic, Ernst, Peil, Ouassini, Dzabic, von Werthern, Tünc, Nungesser, Manneck, Trost, Etteldorf
Penzberg: Utmälleki, Patak, Kalus, Abasikeles, Verep, Azizi, Abkenar, Kurtar, Pratz, Emini, Hiry
Tore: 0:1 Marco Hiry (6.), 0:2 Alen Patek (19.), 1:2 Lukas Manneck (24.), 2:2 Kevin Frey (37.)
Schiedsrichter: Ingo Heemsoth
Zuschauer*innen: 100
by David Kulessa
picture by Phillipp Quint