So viele Torchancen wie lange nicht
Die TSG 1846 Mainz hat im ersten Spiel der Bundesliga-Relegation einen Punkt beim FC St. Pauli geholt. Beim 5:5 (3:3) in Hamburg kassieren die Mainzer zwar leicht vermeidbare Gegentreffer, beweisen aber Moral und einen guten Fitnesszustand.
Besser hätte die TSG wohl nicht ins Spiel starten können. Nach eigenem Anstoß und fünf Pässen in der eigenen Hälfte spielte Shoma Ishitsuka von der rechten einen perfekten Diagonalball auf den Kopf von Marcus Nungesser, der quer auf René Hook legen wollte, stattdessen aber das Eigentor zum 1:0 von Ahmad Mohammadi vorbereitete.
„Wir waren ja in der Bundesliga eher dafür bekannt, die ersten Minuten zu verschlafen“, erinnert Keeper und Spielertrainer Christian Wölfelschneider. „Umso wertvoller war es natürlich, so gut ins Spiel zu kommen.“ Neben der Führung hatten seine Vorderleute noch zwei weitere sehr gute Torchancen.
Individuelle Fehler führen zu Rückstand
Doch statt selbst nachzulegen, kassierten die Mainzer in der dritten und fünften Minute die Gegentore zum ersten Rückstand. Zunächst ließ sich Meikel Melament im defensiven Eins gegen Eins gegen Younnes Sbou sehr leicht überspielen, sodass Ilija Subasic den Ausgleich erzielen konnte (3.). Dann gab Shoma Ishitsuka bei einer Hamburger Ecke seine Position nach leichtem Wegdrücken sehr leicht auf und ermöglichte Mohammadi so, sein Eigentor wieder gut zu machen (5.).
Nach dieser torreichen und etwas wilden Anfangsphase sei es für den weiteren Spielverlauf sehr wichtig gewesen, „dass die Mannschaft merkt, sie kann mit jedem Angriff eine Chance initiieren“, lobte Wölfelschneider die gute Entwicklung, die seine Mannschaft trotz der Ergebnisse während dem Bundesligajahr genommen hat. Das zeigte sich auch daran, dass die Gastgeber sich oftmals nur mit unfairen Zweikämpfen zu helfen wussten und in der 13. Minute schon das sechste Foul der ersten Hälfte begingen. Den fälligen Zehnmeter verwandelte Emil von Werthern zum 2:2.
Mainzer setzen Sbou zu wenig entgegen
Und nur etwa 60 Sekunden später spielte Melament nach einer guten Balleroberung von Peter Staegemann einen herausragenden Pass auf Philip Leonhard, der anschließend mit dem Pfosten Doppelpass spielte und letztlich per Kopf zur erneuten Mainzer Führung traf (14.). Wiederrum nur eine knappe Spielminute später aber erzielte der FC St. Pauli den sechsten und letzten Treffer der Halbzeit – wieder setzten die 46er Younnes Sbou zu wenig entgegen und wieder fand dieser Subasic, der am zweiten Pfosten nur einschieben musste.
„Es ist ganz normal, Schwächephasen in so einem Spiel zu durchleben“, findet Wölfelschneider, der vor der Pause noch einen Zehnmeter hielt. „Aber wir müssen dahinkommen, diese Phasen möglichst ohne Gegentor oder zumindest nicht mit fünf Gegentoren zu überstehen.“ Die Treffer vier und fünf des FC St. Pauli ähnelten denen der ersten Halbzeit: Erst schwaches Zweikampfverhalten im defensiven Eins gegen Eins (23.), dann eine schlechte Eckball-Verteidigung (26.).
Positive Reaktion auf den Rückstand
Für den Mainzer Spielertrainer ergibt sich aus den vermeidbaren Gegentreffen eine logische Konsequenz für das Rückspiel: „Wir müssen die Konzentration und den Fokus auch gegen den Ball das gesamte Spiel über hochhalten.“ Umso positiver aber war die gute Reaktion des Teams auf den 3:5-Rückstand. Zunächst spielten die erfahrenen Martin Rode und Timo Ernst einen klugen Doppelpass nach eigenem Einkick, woraufhin Meikel Melament nur den Kopf in die Flugbahn des Fernschusses von Ernst halten musste, um den Rückstand zu verkürzen (26.).
Dann sorgte Martin Rode in der 32. Minute für den Endstand. Einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte folgte ein Doppelpass mit Shoma Ishitsuka und der Treffer zum 5:5. Im Anschluss waren die Mainzer näher dran am Siegtreffer als die Gastgeber, die im Vergleich platt wirkten, ein sechstes Gegentor aber dennoch verhinderten. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und vor allem die Abschlusszonen sehr gut besetzt“, zeigte sich Wölfelschneider zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft, die sich so viele Torchancen erspielte wie schon lange nicht mehr.
Auch hob der 32-jährige die sehr positive Stimmung im Team hervor, betonte aber gleichzeitig: „Wir haben Dinge zu verbessern und müssen für die restlichen Spiele weitere Schritte nach vorne machen.“ Das kommende Wochenende ist spielfrei, dann spielen die Mainzer am 30. April auswärts gegen den Futsal Club Nova, bevor sie bei den Rückspielen im Mai zu Hause ein zweites Bundesligajahr perfekt machen wollen.
FC. St. Pauli: Dudek, Y. Sbou, Mohammadi, Atai, Subasic, Nurestan, Al Sader, Lukic, Knezevic, Renner, M. Sbou.
TSG Mainz: Wölfelschneider, von Werthern, Ishitsuka, Melament, Leonhard, Peil, Tunc, Ernst, Staegemann, Rode, Nungesser, Hook, Trost, Etteldorf.
Tore: 0:1 Ahman Mohammadi (ET, 1.), 1:1 Ilija Subasic (3.), 2:1 Mohammadi, 2:2 Emil von Werthern (13.), 2:3 Philip Leonhard (14.), 3:3 Subasic (15.), 4:3 Mohammadi (23.), 5:3 Mourad Sbou (26.), 5:4 Meikel Melament (26.), 5:5 Martin Rode (32.).
Schiedsrichter: André Röpke.
Zuschauer*innen: 50.
by David Kulessa
picture by Phillipp Quint