Die wichtigste Person, die nicht auf der Platte steht

Zum Abschluss der ersten Bundesligasaison haben die Mainzer Futsaler mit 1:8 verloren. Kapitän Timo Ernst und Organisationsleiter Mats Zoltner ziehen trotzdem ein positives Fazit und blicken optimistisch auf die Relegation.

Direkt nach dem vorerst letzten Bundesligaspiel der Mainzer Futsaler ergriff Kapitän Timo Ernst das Wort und richtete sich an die rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Sporthalle in der Mainzer Oberstadt: „Wir haben in dieser Saison sehr viel Werbung für den Futsal betrieben“, sagte der 30-jährige, der nicht nur auf die Punktgewinne gegen die Wakka Eagles und den FC Penzberg aus der Hinrunde verwies, sondern ebenfalls auf die guten, wenn auch punktlosen Heimauftritte gegen Fortuna Düsseldorf, den FC Stuttgart und MCH Sennestadt in der zweiten Saisonhälfte. „In diesen Spielen haben wir gezeigt, dass wir trotz unser sehr geringen Mittel in die Bundesliga gehören und über weite Strecke mithalten können.“

Ähnlich blickt Mathias Zoltner auf die Premierensaison der TSG Mainz zurück: „In ganz vielen Spielen hat es sich so angefühlt, als hätten nur Kleinigkeiten zu einem besseren Ergebnis gefehlt.“ Mathias – genannt Mats – Zoltner ist bei der TSG offiziell der Organisationsleiter und eigentlich die wohl wichtigste Person, die nicht selbst auf der Platte steht. 

Damit Futsal auf Spitzenniveau stattfinden kann

Was vor etwa einem Jahr als dreimonatiges Berufspraktikum im Zuge seines Sportwissenschaftsstudiums begann, hat sich für Mats Zoltner inzwischen zu einem zeitaufwendigen Ehrenamt entwickelt. „Der Spieltag ist schon in erster Linie Spieltag“, erzählt der 29-jährige. „Da brauche ich mir nichts anderes vorzunehmen.“ Für gewöhnlich ist er etwa fünf Stunden vor Spielbeginn in der Halle und sorgt vom Aufbauen der Tribüne über das Aufhängen der Werbebanner bis hin zur Vorbereitung des Verkaufs an jedem Heimspieltag mit einem Team aus wechselnden Freiwilligen dafür, dass in der Mainzer Oberstadt Futsal auf Spitzenniveau stattfinden kann.

„Die Bundesliga ist scheißteuer“, erklärt Zoltner, warum er sowie alle anderen 46er – egal ob auf oder neben dem Platz – ohne Bezahlung arbeiten. „So eine Saison kostet dich selbst ohne Spielergehälter zwischen 30.000 und 35.000 Euro.“ Dementsprechend groß war auch die Aufgabe für Zoltner und den Rest des Teams hinter dem Team vor der Saison: „Wenn du keine zahlungskräftigen Personen im Verein hast, musst du das Geld über die Sponsorengelder reinholen“, sagt Zoltner. „Das haben wir durch einen großartigen Teameinsatz geschafft.“ Für Gehaltszahlungen oder Aufwandsentschädigungen aber habe das Budget letztendlich nicht gereicht. 

Hohe Intensität und Geschwinidgkeit

Sportlich vom Basketball kommend, hatte Mats Zoltner bis auf einige Regionalligaspiele, die er als Zuschauer verfolgt hatte, bis zu seinem Engagement bei der TSG wenig Berührungspunkte mit Futsal. Der Sport, insbesondere wenn er auf Spitzenniveau ausgeübt wird, habe es ihm aber früh angetan, erzählt er: „Die Intensität und die Geschwindigkeit fand ich vor allem bei der Deutschen Meisterschaft in Duisburg sehr beeindruckend.“ Das decke sich auch mit den Rückmeldungen der Zuschauerinnen und Zuschauer: „Die sagen oft, sie haben das Gefühl, das Spiel ging so schnell vorbei. Dabei liegt zwischen Anpfiff und Spielende etwa so viel Zeit wie bei einem Fußballspiel.“

Auch das 1:8 gegen den Deutschen Meister TSV Weilimdorf am letzten Spieltag der regulären Bundesligasaison gestaltete sich recht kurzweilig. Zum einen, weil die Gäste unterstrichen, dass sie gemeinsam mit dem FC Stuttgart und HOT 05 zu den klaren Favoriten auf den Titelgewinn gehören. Und zum anderen, weil die Mainzer sich trotz der klaren Außenseiterrolle einmal mehr gut verkauften. Insbesondere zum Ende der beiden Hälften bewegte sich die TSG auf Augenhöhe und belohnte sich zwei Minuten vor Schluss mit dem Treffer zum 1:8-Endstand. 

Das Projekt verdient ein weiteres Jahr Bundesliga

Wie der Premierentreffer von Meikel Melament in der Bundesliga auf und neben dem Platz bejubelt wurde, spricht für die immer wieder betonte Besonderheit des Mainzer Projektes, das ein weiteres Jahr in der Bundesliga verdient hat. „Was wir hier auf die Beine gestellt haben, ist nur durch Willenskraft, Leidenschaft und Freundschaft gelungen“, betonte Timo Ernst in seiner Abschlussrede. „Und jetzt haben wir trotz einer punktemäßig verkorksten Saison den Klassenerhalt in der eigenen Hand.“ In der Relegation werden die Mainzer aller Voraussicht nach auf den FC St. Pauli und den Futsal Nova Club aus Karlsruhe treffen. 

„Wir sollten sehr selbstbewusst in die Relegation gehen“, findet Mats Zoltner. „Wir haben ein Jahr lang Erfahrungen auf allerhöchstem Niveau gesammelt und das haben wir den Regionalligameistern voraus.“ 

Termine Relegation

16./17. April: Auswärts

30. April/1. Mai: Auswärts

8. Mai: Heim

20. Mai: Heim

BOX SCORE

TSG 1846 Mainz: Wölfelschneider, Rode, von Werthern, Tunc, Melament, Nau, Staegemann, Derrou, Ishitsuka, Nungesser, Manneck, Hook.

TSV Weilimdorf: Pless, Gudasic, Dervishaj, Cacic, Husaric, Dikic, Sipahi, Vukovic, Delic, Knezovic, Sözer.

Tore: 0:1 Elvir Husaric (2.), 0:2 Franjo Delic (6.), 0:3 Nikola Gudasic (11.), 0:4 Mergim Dervishaj (15.), 0:5 Ümit Tunc (ET, 30.), 0:6 Muhammet Sözer (32.), 0:7 Gudasic (34.), 0:8 Josip Cacic (35.), 1:8 Meikel Melament (38.).

Zuschauer*innen: 100.

Schiedsrichter: Mustafa Kosar.

by David Kulessa

Die Highlights zum Spiel gibts hier: