„Mit uns rechnet niemand mehr“

Im Heimspiel gegen den Stuttgarter Futsal Club hat die TSG 1846 Mainz das sechste Bundesligaspiel in Folge verloren. Damit deutet vieles auf die Relegation am Ende der Saison hin. Vor dem schweren Heimspiel gegen den HSV bleibt Trainer Christian Wölfelschneider trotz allem optimistisch. 

Stammspieler Jonathan Trost hatte vor dem Heimspiel gegen den Stuttgarter Futsal Club gesagt, die Mainzer Futsaler müssten das Spiel ihres Lebens machen, um eine Chance gegen den Tabellenführer zu haben. „Die haben uns jetzt nicht überrollt“, zeigte sich Spielertrainer Christian Wölfelschneider nach dem Spiel durchaus einverstanden mit der Leistung seines Teams. „Aber natürlich war Stuttgart letztendlich der verdiente Sieger.“ Das Spiel des Lebens blieb aus, die 0:5 (0:2)-Niederlage war so gerechtfertigt wie erwartbar. Größeren Anlass zur Sorge geben die anhaltend schlechte Chancenverwertung – im 12. Bundesligaspiel blieb die TSG zum fünften Mal ohne eigenen Treffer – sowie das Hamburger Derby, das die Wakka Eagles mit 7:3 für sich entschieden.

Der Mainzer Rückstand auf die Eagles ist somit vier Spieltage vor Schluss auf fünf Punkte angewachsen. Sollten sie den nicht mehr aufholen, bedeute dies am Ende der Saison den Gang in die Relegation (siehe Infokasten). „Wir können eben nicht damit rechnen, dass unsere Kontrahenten auch immer alles verlieren“, sagte Wölfelschneider zum Sieg der Eagles über den HSV. „Natürlich stehen wir mit dem Rücken zur Wand, aber gleichzeitig können wir jetzt vielleicht befreiter aufspielen, denn mit uns rechnet niemand mehr.“ Auch in der Mannschaft sei das Ergebnis überraschend gut und beinahe mit einer gewissen Entspanntheit aufgenommen worden. 

Sesar ist nicht in den Griff zu bekommen

Das Heimspiel in einer erneut gut besuchten Sporthalle in der Oberstadt gegen den Topfavoriten auf die Deutsche Meisterschaft ist schnell erzählt. Trotz einer engagierten Leistung und einzelnen Phasen, in denen die Mainzer ebenbürtig waren, kamen sie gegen die individuelle Qualität des SFC nicht an. Allen voran Josip Sesar bekamen sie nicht in den Griff. „Er gehört definitiv zu den drei stärksten Spielern der Liga“, findet Keeper Wölfelschneider, der den Dreierpack des 29-jährigen nicht zu verhindern wusste. 

In der achten Minute verwandelte der bosnische EM-Teilnehmer einen unstrittigen Sechsmeter, bevor er nach 30 Spielminuten das Spiel mit einem Doppelschlag entschied. Erst schloss er einen sehr gut herausgespielten Angriff ab (30.), dann eroberte er selbst in der eigenen Hälfte den Ball, ließ sich von der Mainzer Restverteidigung nicht aufhalten und behielt trotz höchsten Tempos vor Wölfelschneider die Ruhe und traf zum 0:4 (31.). Den zweiten Stuttgarter Treffer hatte Srdan Ivankovic, der ligaweite Top-Torschütze, in der neunten Minute erzielt, nachdem sich Adrijan Micevski an der Seitenlinie gegen drei Mainzer durchgesetzt hatte. „Klar kann ich da als Trainer jetzt in die Fehleranalyse gehen“, sagte Wölfelschneider über die Torvorbereitung des bulgarischen Nationalspielers. „Aber wie er erst den langen Ball kontrolliert und sich dann von drei Mann nicht stoppen lässt – das ist schon einfach geil.“ 

Den Mainzern fehlt der Torjäger

Den fünften Stuttgarter Treffer erzielte ein Mainzer; Meikel Melament wollte in der 36. Minute eine Hereingabe klären und überwand dabei seinen eigenen Keeper. Dass die TSG nur ins eigene, und erneut nicht ins gegnerische Tor traf, änderte an dem Ausgang dieses Spiels zwar nichts, ärgert Trainer Wölfelschneider aber trotzdem: „Das Toreschießen bleibt unser größtes Manko. Fast jedes Team hat einen Spieler, der schon acht oder mehr Tore erzielt hat. Wäre das bei uns auch der Fall, hätten wir womöglich schon fünf oder sechs Punkte mehr auf dem Konto.“ Francesco Teodonno, der bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Bielefeld im Januar erst traf und anschließend die Rote Karte sah, wird diese Rolle wohl auch in der Endphase der Saison nicht übernehmen. Zwar hat der bullige Pivot seine drei Spiele andauernde Sperre abgesessen, in den Planungen spiele er laut Christian Wölfelschneider aktuell aber trotzdem keine Rolle. Zu den Gründen wollte sich der Trainer nicht weiter äußern.

Am kommenden Sonntag treffen die Mainzer im dritten Heimspiel nacheinander auf die HSV-Panthers. Auch wenn die gerade gegen den größten Konkurrenten der Mainzer verloren haben, ist Wölfelschneider sicher: „Es wird unfassbar schwer gegen den HSV.“ Die Situation erinnert an die Voraussetzungen des Auswärtsspiels gegen Weilimdorf im vergangenen November. Auch der TSV hatte am Wochenende zuvor gegen die Wakka Eagles überraschend verloren und den Mainzern dann kaum eine Chance gelassen. „Trotz allem glaube ich weiter fest daran, dass wir uns irgendwann für unsere vielen großartigen Leistungen belohnen werden“, sagt der Mainzer Spielertrainer. „Und warum nicht gegen den HSV am Sonntag?“ Dieser Optimismus sei auch in der Mannschaft trotz sechs Niederlagen am Stück noch immer zu spüren.

RELEGATION

An der Relegation zur nächsten Bundesligasaison werden sechs Teams teilnehmen, aufgeteilt in zwei Dreiergruppen. Neben dem Neuntplatzierten aus der Bundesliga werden die Meister aus den fünf Regionalligen teilnehmen. Innerhalb der ausgelosten Dreiergruppen spielen alle Teams zweimal gegeneinander. Wer seine Gruppe gewinnt, qualifiziert sich für die Bundesliga. 

Die Auslosung hat bereits stattgefunden und ergeben, dass der Bundesligist auf den Gewinner der Regionalliga Nord und auf den der Regionalliga Südwest treffen wird. 

Nach dem Lizenzentzug für 1894 Berlin steht bereits ein Absteiger aus der Bundesliga fest.

BOX SCORE

Mainz: Wölfelschneider, von Wethern, Nungesser, Manneck, Ernst, Peil, Staegemann, Rode, Derrou, Leonhard, Ishitsuka, Melament, Trost.

Stuttgart: Aksentijevic, Ivankovic, Dzindic, Sesar, Babic, Bevanda, Jovanovic, Arsovski, Micevski, Kostidis, Ljubic, Vehab.

Tore: 0:1 Josip Sesar (8.), 0:2 Srdan Ivankovic (9.), 0:3 Josip Sesar (30.), Josip Sesar (31.), Meikel Melament (ET, 36.).

Schiedsrichter: Florian Schreiber.

Zuschauer*innen: 120.

by David Kulessa

Die Highlights zum Spiel gibts hier: