„Professionelles Kicken mit Freunden“

Vom Dauerkarteninhaber zum Mitspieler: In der Hinrunde war Peter Staegemann noch bei jedem Heimspiel als Zuschauer dabei, ab dem kommenden Heimspiel gegen den SFC könnte er zum ersten Mal das Trikot der TSG tragen. Im Interview erzählt der 26-jährige, wie der Wechsel zustande kam und warum ihm die fußballerische Ausbildung beim FC Kaiserslautern und Wehen Wiesbaden auch beim Futsal hilft.

Gude Peter und herzlich Willkommen bei der TSG! Nach einem sportlichen Leben im Fußball spielst du jetzt zum ersten Mal organisierten Futsal. Wie kommt’s?

Die ersten Berührungspunkte hatte ich in der Uni, als Wolf (TSG-Coach Christian Wölfelschneider, Anm. d. Red.) die Futsal-Mannschaft betreut hat. Damals hatte ich mich wegen meines angeschlagenen Knies zwar noch etwas gesträubt, mitzuspielen, war aber praktisch bei jedem Spiel als Zuschauer mit dabei. Vor allem auch, weil sehr gute Kumpels von mir wie Jonathan Trost und Emil von Werthern in der Mannschaft waren. Auch den Gewinn der Deutschen Hochschulmeisterschaft hatte ich damals live miterlebt. 

Eine Faszination für den Futsal habe ich also schon lange und auch jetzt in der Hinrunde habe ich als Dauerkarteninhaber jedes Heimspiel live gesehen. Meine Freunde in der Mannschaft haben lange versucht, mich zu überzeugen, es auch mal auf dem Feld zu probieren und jetzt haben sie es eben doch geschafft (lacht).

Was hat den Ausschlag gegeben, es jetzt doch zu probieren?

Es ist einfach ein geiles Projekt. Ich beschreibe das immer als Professionelles Kicken mit Freunden. Die Truppe ist charakterlich herausragend. Viele Mitspieler kenne ich schon aus dem Fußball oder der Uni und habe auch privat Kontakt mit ihnen. Deswegen fühlt es sich bei aller Professionalität auf dem Weg zum Training so an, wie wenn ich mich früher als Kind mit meinen Kumpels auf der Straße zum Kicken getroffen habe. 

Du hast einen großen Teil deiner Jugend in Fußball-NLZ verbracht, erst beim FCK und dann bei Wehen Wiesbaden. Inwiefern hilft dir das jetzt noch beim Futsal?

Im Spiel auf der Platte hilft mir auf jeden Fall die technische Ausbildung sehr viel weiter. Ich würde mich nicht als Dribbelkönig bezeichnen, aber diese fußballerischen Grundlagen – sei es der erste Kontakt, das Passspiel oder die Beidfüßigkeit – sind auch im Futsal elementar, weil es hier so sehr auf Kleinigkeiten ankommt. Im Zuge einer professionellen Ausbildung in einem NLZ hat man eine sehr hohe Detailstufe und somit hilft es mir schon, diese Ausbildung genossen zu haben.

Hinzu kommt, dass ich in meiner Jugend – aber auch danach noch – dem Fußball immer sehr viel untergeordnet habe. Meine Herangehensweise und Einstellung war immer, auch und gerade im Training hochfokussiert zu sein, die anderen mitzuziehen und Vollgas zu geben. Das wurde durch meine Zeit in Kaiserslautern und Wiesbaden zusätzlich gefördert.

So lange spielst du noch keinen Futsal, aber trotzdem: Was würdest du als deine Stärken auf der Platte bezeichnen?

Sowohl in der Kabine als auch auf dem Spielfeld gebe ich immer Vollgas und das wissen meine Mitspieler auch zu schätzen. Egal ob auf der Platte ober nebendran, ich gebe immer 100 Prozent und versuche, das auf die Mannschaft zu übertragen, sodass andere Spieler auch Bock haben und letztendlich auf einer hohen Detailstufe und mit viel Intensität trainieren. Ich glaube, dass ich generell sehr schnell dazu lerne und viel Spielintelligenz mitbringe. Was mir jetzt noch fehlt, ist die Spiel- und Trainingserfahrung. Aber Bock macht’s auf alle Fälle und ich möchte da jetzt dranbleiben.

Als Stammgast in der Hinrunde weißt du natürlich Bescheid über die schwierige Tabellensituation. Was für eine Mannschaft hast du hier in deinen ersten Wochen kennengelernt?

Wir beschreiben uns immer als Familie. Ich weiß, das ist ein großes Wort, aber nichts anderes ist es. Wir sind sehr eng zusammengerückt in dieser wertvollen Spielpause und analysieren sehr kritisch, das machen die Trainer super. Sowohl teamintern als auch futsaltaktisch haben wir ganz viele Schlüsse aus den letzten Wochen gezogen und deswegen spüre ich eine große Aufbruchsstimmung. Es ist noch gar nichts verloren und wir stecken den Kopf auf keinen Fall in den Sand. Der Glaube in die eigene Stärke ist noch zu 100 Prozent da. Wenn wir weiter konstant an uns arbeiten, die Fehler ausmerzen und uns auf unsere Stärken besinnen, werden wir in der Liga bleiben. Im Training gibt es definitiv auch mal etwas härtere Worte von den Führungsspielern, aber wir ziehen immer noch alle an einem Strang und es gibt keinerlei Zerwürfnisse in der Mannschaft. Als Familie erleben wir vielleicht gerade eine etwas schwierige Zeit, aber wir arbeiten alle gemeinsam sehr hart daran, bald wieder ein Highlight zu erleben.

Rechnest du damit, gegen Stuttgart zu deinem Debüt zu kommen?

Grundsätzlich ist das natürlich immer eine Trainerentscheidung und wird auch von den Trainingseinheiten abhängen. In der vergangenen Woche war ich leider an Corona erkrankt und habe einige Einheiten verpasst, aber ich werde mein Bestes dafür geben, wieder auf das Niveau von davor zu kommen. Aber ob ich der Mannschaft letztendlich auf dem Platz oder von der Tribüne helfe, ist mir zwar nicht egal, aber es ist zweitrangig. Das wichtigste ist zu punkten.

David Kulessa