Trotz 3:5-Niederlage: „Wir haben heute gezeigt, dass wir hierhin gehören“
Die TSG 1846 Mainz hat ihr erstes Bundesliga-Spiel mit 3:5 (2:3) beim MCH Futsal Club Bielefeld-Sennestadt verloren. Spielertrainer Christian Wölfelschneider war trotz Enttäuschung stolz auf seine Mannschaft.
Die ersten zehn Minuten verschlief die TSG mehr oder minder komplett. Die Gastgeber des MCH kamen zu mehreren Abschlüssen und die Mainzer mussten beinahe froh sein, dass sie „nur“ mit zwei Toren zurücklagen. Furkan Ars hatte in der neunten Minute zum 1:3 getroffen, nachdem er sich vorher zu einfach gegen die Hintermannschaft durchsetzen konnte. Christian Wölfelschneider sagte nach dem Spiel: „In den ersten zehn Minuten sind wir vom Kopf her nicht bereit gewesen und haben dann gemerkt, was es heißt, wenn einem in der Bundesliga fünf oder zehn Prozent fehlen.“
Mit Anpfiff bei 100 Prozent waren hingegen die Gastgeber des Futsal-Clubs Bielefeld-Sennestadt, die nach nicht einmal 60 Sekunden durch ihren Kapitän Aytürk Gecim in Führung gingen. Der deutsche Nationalspieler hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und bestrafte dies mit einem starken Abschluss aus gut 12 Metern. Das 0:2 drei Minuten später war das Ergebnis einer starken Bielefelder Kombination. „Die Bielefelder haben losgelegt wie die Feuerwehr“, erkannte Kapitän Timo Ernst neidlos an und stimmte seinem Trainer zu: „Wir waren im Kopf einfach nicht da.“
Kevin Frey trifft per direktem Freistoß
Wölfelschneider konnte dennoch auch dem Spielbeginn etwas Positives abgewinnen: „Es ist gut, direkt zu Beginn zu lernen, dass es auf dem Niveau hinten klingelt, wenn man seine Leistung nicht bringt.“ Für den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer zum 1:2 hatte Kevin Frey in der siebten Minute per direktem Freistoß gesorgt.
Nach dem dritten Gegentor und einer Mainzer Timeout gestalteten die 46er das Spiel dann deutlich offener. „Man hat gesehen, was uns auszeichnet“, findet Timo Ernst. „Dass wir nie aufgeben und uns in so ein Spiel reinbeißen können.“ Die Mannschaft gewann jetzt endlich die entscheidenden Zweikämpfe und schaffte es vor allem, das hohe Pressing der Bielefelder mit guten Bällen in die Tiefe zu überspielen. Zudem verließ Wölfelschneider immer wieder sein Tor, um für Überzahl im Spielaufbau zu sorgen. So auch in der 19. Minute, als er mit einem Pass auf Sladjenko Jankovic das 3:2 vorbereitete. Der Bosnier traf mit einem guten Schuss aus 12 Metern, nachdem er kurz zuvor noch bei einem Strafstoß aus zehn Metern gescheitert war.
Zu Beginn der zweiten Hälfte wirkten die Gastgeber müde und wurden vom jetzt höheren Anlaufen der Mainzer immer wieder zu Fehlern gezwungen. „So eine extreme Lernkurve innerhalb eines Spieles zu haben, ist wirklich außergewöhnlich“, lobte Wölfelschneider nicht nur die Spieler auf dem Feld, sondern auch Kotrainer David Becker, der von außen immer wieder wichtigen Input gab. Folgerichtig gelang Marcus Nungesser in der 24. Minute das 3:3. Eingeleitet durch einen weiten Abwurf des Keepers, legte Jonathan Trost vor dem Tor quer auf den spielenden Kotrainer, der zum Ausgleich traf. „In dieser Phase haben wir klar die Überhand gewonnen“, freute sich Kapitän Ernst auf der einen Seite über die Leistungssteigerung und ärgerte sich auf der anderen über die ausgelassenen Chancen: „Wir müssen in der zweiten Halbzeit eigentlich in Führung gehen.“
Ärger über spätes Gegentor
Die beste von einigen guten Möglichkeiten hatte Neuzugang René Hook, der nach tollem Dribbling und überlegtem Pass Jonathan Trosts das von Bielefelds Keeper Feim Statovci verlassene Tor nicht traf. Nur wenige Sekunden später verpasste Kevin Frey die Führung ebenfalls nur knapp. Diese gelang stattdessen den Bielefeldern in der 34. Minute. Einer eigentlich ungefährlichen Hereingabe von der rechten Seite verlieh Martin Rode eine so unglückliche Richtungsänderung, dass sein Keeper den Ball passieren lassen musste und dahinter Cleverson Pelc Fernandes zur erneuten Bielefelder Führung traf. „Da kriegst du so ein abgefälschtes Gegentor… Leck mich am Arsch!“, ärgerte sich Wölfelschneider auch nach Spielende noch über die Aktion.
In den letzten fünf Spielminuten dann versuchte die TSG durch das taktische Mittel des „Flying Goalkeepers“ doch noch wenigstens einen Punkt aus Bielefeld mitzunehmen. „Ich war mit unserem Flying-Spiel sehr zufrieden“, sagte Wölfelschneider anschließend, zumal es vorher nur in einer Trainingseinheit Thema gewesen war. Zum erneuten Ausgleich kam es leider trotz guter Chancen nicht. Stattdessen besorgte Fouad Aghnima wenige Sekunden vor Schluss den Endstand, als er nach einem Ballgewinn in das verwaiste Tor der TSG traf.
„Wir haben heute gezeigt, dass wir hierhin gehören und auch solche Top-Teams ärgern können“, zeigte sich der Mainzer Spielertrainer nach dem Spiel trotz aller Enttäuschung sehr stolz auf seine Mannschaft. „Wenn man schaut, wo wir herkommen und wie wir uns entwickelt haben, ist das eine Riesensache.“
(by David Kulessa)
BOX SCORE
TSG 1846 Mainz: Wölfelschneider, Frey, Rode, Hook, Ernst, Ouassini, Jankovic, von Werthern, Nungesser, Trost, Peil
Futsal Club Sennestadt-Bielefeld: Statovci, Gecim, Ljubic, Ars, Aghnima, Kalemci, Matic, Güzel, Pelc Fernandes, Pacheco, Erdem, Ak, Bollwicht
Tore: 1:0 Aytürk Gecim (1.), 2:0 Suad Ak (4.), 2:1 Kevin Frey (7.), 3:1 Furkan Ars (9.), 3:2 Sladjenko Jankovic (19.), 3:3 Marcus Nungesser (24.), 4:3 Cleverson Pelc Fernandes (34.), 5:3 Fouad Aghnima (39.)
Schiedsrichter: André Röpke
Zuschauer: 100