„Uns fehlt die futsalspezifische Abschlussstärke“
Die 0:4 (0:2)-Niederlage der Mainzer Futsaler in Hohenstein war zu erwarten. Die gute Leistung macht zudem Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf, auch wenn es weiterhin am Abschluss hapert. Deutlich überraschender waren die Ergebnisse der anderen Bundesliga-Spiele.
Klar, die Futsaler der TSG 1846 Mainz hätten in Hohenstein gerne etwas Zählbares mitgenommen. Zumindest ein Punkt schien auch lange im Bereich des Möglichen. Aber so richtig viel Ärger oder gar Enttäuschung kam nicht auf bei den Mainzern. Zu utopisch schien schon im Vorhinein ein Erfolgserlebnis gegen eine Hohensteiner Mannschaft, die in Bestbesetzung auflief, während bei der TSG neben Fußballer Lukas Manneck und dem lange ausfallenden Kevin Frey auch Timo Ernst, Hassan Ouassini und Sladenko Jankovic verletzt fehlten. Viel ärgerlicher und vor allem überraschender dürfte daher gewesen sein, was in den anderen Hallen der Futsal-Republik passierte. Dort nämlich kamen die vermeintlich größten Konkurrenten der Mainzer um den Nicht-Abstieg zu Erfolgserlebnissen.
Nicht nur, dass der FC Penzberg zum Abschluss des Spieltags mit 5:4 (2:1) gegen Fortuna Düsseldorf gewann – beinahe zeitgleich mit der Mainzer Niederlage in Hohenstein hatten die Futsaler der Wakka Eagles den Deutschen Meister aus Weilimdorf mit 6:4 (4:1) besiegt. „Für mich aus Trainer-Sicht waren beide Ergebnisse gar nicht so krass überraschend“, betonte der Mainzer Spielertrainer Christian Wölfelschneider. Gerade die Eagles, die am vergangenen Wochenende in Mainz ihren ersten Punkt geholt hatten, seien nicht so schwach wie es die Tabelle lange vermuten ließ. „Klar ist das ärgerlich für uns, aber ich bin weiterhin optimistisch, weil wir im Team Schritte nach vorne machen.“
TSG mit gutem Pressing
Eben jene waren trotz der am Ende deutlichen 0:4-Niederlage auch gegen HOT 05 zu erkennen. Zwar hatten die Gastgeber, die zu den großen Favoriten auf die Meisterschaft gehören, die bessere Spielanlage und mehr Ballbesitz, doch der TSG gelang es immer wieder, den Ball durch gutes Pressing in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen. Darüber hinaus kamen sie vor allem nach langen, präzisen Abwürfen ihres Keepers Wölfelschneider zu guten Tormöglichkeiten. In der Anfangsphase scheiterte aber zunächst Jonathan Trost und dann Meikel Melament am Hohensteiner Keeper Johan Vavrek.
Auch der Favorit kam zu mehreren guten Chancen in den ersten zehn Spielminuten, scheiterte aber mehrfach an Christian Wölfelschneider und einmal am Lattenkreuz, bevor sie ihre Überlegenheit in der 12. Minute schließlich in die Führung ummünzten. Nach einem schönen Doppelpass mit Luiz Sampaio Filho erzielte Kennedy Alves Ribeiro seinen fünften Saisontreffer.
Vavrek herausragend
„Die Abschlussqualität ist unser großes Manko“, ärgerte sich Wölfelschneider weniger über das Gegentor zum 0:1 als viel mehr darüber, dass seine Vorderleute im Anschluss nicht den Ausgleich erzielten. Insbesondere Emil von Werthern und Shoma Ishitsuka kamen zu sehr guten Chancen. Von Werthern scheiterte nach einer Balleroberung Umit Tuncs erst an Johan Vavrek und setzte dann den Nachschuss knapp am Tor vorbei. Anschließend spielten Jonathan Trost und von Werthern den jungen Japaner Ishitsuka am langen Pfosten gut frei, der aber den herausragenden Vavrek ebenfalls nicht überwinden konnte.
Für Wölfelschneider, der „sieben bis acht Hundertprozentige“ für sein Team zählte, hat die schwache Chancenverwertung indes nichts mit Pech zu tun. „Uns fehlt die futsalspezifische Abschlussstärke. In der Bundesliga sind nun mal teilweise überragende Keeper im Tor und du hast nur sehr wenig Zeit auf ganz engem Raum, um zu schießen.“ Um sich in diesem Bereich zu verbessern, werde das Trainerteam gerade in der Winterpause im Training einen Fokus auf das Reproduzieren dieser Abschlusssituationen legen. Besonders bitter war aus Mainzer Sicht dann der zweite Gegentreffer in der letzten Spielminute der ersten Halbzeit. Nach einer großartigen Kombination schob Gabriel de Oliveira Costa den Ball durch die Beine Wölfelschneiders ins Tor.
Nungesser scheitert zweimal
Auch die zweite Hälfte war auf beiden Seiten geprägt von guten Chancen und sehr guten Paraden der beiden Torspieler – die besten Mainzer Chancen hatte Kapitän Marcus Nungesser, der allerdings einmal am Hohensteiner Keeper und einmal an der Latte scheiterte. „Wir verlieren nie deutlich, schaffen es aber auch nicht, mit Toren im Spiel zu bleiben“, fasste Wölfelschneider das Mainzer Problem zusammen. Für die Entscheidung sorgte dann Daniel Klima in der 31. Minute mit einem trockenen Fernschuss ins kurze obere Eck zum 0:3.
„Wir haben bis zum Ende Gas gegeben und uns trotz der schwierigen personellen Lage nicht abgeschenkt“, lobte der Mainzer Spielertrainer den Auftritt seiner Mannschaft nach dem dritten Gegentreffer. Nachdem auch René Hook im Verlaufe der zweiten Halbzeit verletzt ausfiel, waren die Rotationsmöglichkeiten endgültig sehr begrenzt. „Es ist klar, dass dann zum Ende ein bisschen die Kraft fehlt.“ De Oliveira Costas zweiter Treffer zum 0:4 war bloß noch Randnotiz. Wichtiger war Wölfelschneider zu erwähnen, dass Ersatzkeeper Patrick Nau in der letzten Spielminute zu seinem Bundesliga-Debüt kam: „Pattex ist seit dem ersten Tag dabei und hat einen riesigen Leistungsspruch gemacht.“ Zudem sei der 32-jährige neben dem Platz gerade in der Organisation ein essenzieller Bestandteil des Teams.
Prekäre Tabellensituation
Den Lohn für ihre gute Leistung holten sich die Mainzer dann abschließend auch von den rund 200 Zuschauerinnen und Zuschauern in Hohenstein ab, die der TSG nach dem Spiel mit einem ausgiebigen Applaus ihren Tribut zollten. An der prekären Tabellensituation ändert das indes nichts. Penzberg ist mit dem Sieg über Düsseldorf an den Mainzern vorbeigezogen, während die Wakka Eagles auf dem neunten Platz nach dem Erfolg gegen Weilimdorf jetzt nur noch einen Punkt hinter der TSG liegen.
Dass den Hamburgern ihr erster Saisonsieg ausgerechnet gegen den kommenden Gegner der Mainzer gelungen ist, könnte sowohl Vor- als auch Nachteil sein, glaubt Wölfelschneider. Einerseits könne es zu einer extra Motivation der Weilimdorfer führen, andererseits „wird Weilimdorf vielleicht mit jedem von uns gewonnen Zweikampf nervöser und hat Angst vor dem nächsten Ausrutscher.“ Sein Team sei nach dem letzten Aufeinandertreffen mit dem TSV ohnehin heiß auf das Spiel.
Vor rund fünf Monaten bei der Deutschen Meisterschaft waren die Mainzer nach einem sehr guten Spiel unglücklich am späteren Sieger gescheitert. Hinzu kommt mit René Hook ein Spieler, der auf seinen Ex-Club trifft – wenn er denn rechtzeitig fit wird. Mit Sicherheit in Weilimdorf wieder dabei sein werden Martin Rode und Kapitän Timo Ernst. Hassan Ouassini und Lukas Manneck werden genau wie Kevin Frey ausfallen, während sich bei Sladenko Jankovic ein Einsatz im Laufe der Woche klären wird.
BOX SCORE
HOT 05 Futsal: Vavrek, Guardia, Valente, Wittig, Ribeiro, Treml, Filho, Klima, Hudacek, Reznicek, Fumes, de Oliveira Costa, Mica, Belej
TSG 1846 Mainz: Wölfelschneider, Ishitsuka, Nungesser, Hook, Melament, Nau, Yanai, von Werthern, Tunc, Trost, Etteldorf
Tore: 1:0 Kennedy Alves Ribeiro (12.), 2:0 Gabriel Francisco de Oliveira Costa (20.), 3:0 Daniel Klima (32.), 4:0 de Oliveira Costa (36.)
Zuschauer*innen: 205
Schiedsrichter: Omar Amarkhel